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Schwierige Gefühle als Potenzial und Ressource – Wie du mit Angst, Wut, Trauer & Co. stärker wirst

  • Autorenbild: Anna Marukevich
    Anna Marukevich
  • 8. Juli 2024
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 19. Sept. 2024


Als Therapeutin begegne ich täglich Menschen, die mit schwierigen Gefühlen ringen – sei es Angst, Wut, Trauer, Stress, Überforderung oder auch Schuld, Scham und Neid. Diese Emotionen können uns stark belasten und scheinen uns oft fest im Griff zu haben. Aber was wäre, wenn diese Gefühle uns nicht schwächen, sondern uns tatsächlich dazu anregen könnten, bewusster und stärker zu werden? Was wäre, wenn wir sie als Wegweiser und Ressourcen sehen könnten, die uns helfen, uns selbst besser zu verstehen und zu wachsen?


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Die verborgene Kraft schwieriger Gefühle


Schwierige Gefühle wie Angst, Wut, Trauer, Stress, Überforderung, Schuld, Scham und Neid haben oft eine negative Konnotation. Sie sind unangenehm, und unser erster Impuls ist meist, sie zu vermeiden oder zu unterdrücken. Doch in meiner Arbeit habe ich gelernt, dass gerade diese Emotionen uns auf tiefere innere Konflikte oder Bedürfnisse hinweisen. Sie können uns helfen, auf Bereiche in unserem Leben aufmerksam zu werden, die Veränderung oder Heilung benötigen.



Konkrete Wege im Umgang mit schwierigen Gefühlen

Angst als Wegweiser

Angst kann uns zeigen, wo unsere Unsicherheiten liegen oder was uns wirklich wichtig ist. In meiner Praxis arbeite ich oft mit der Atemmeditation bei Angst. Wenn du Angst spürst, setze dich hin, schließe die Augen und konzentriere dich auf deinen Atem. Beobachte, wo sich die Angst in deinem Körper manifestiert. Durch das bewusste Atmen in diese Bereiche schaffst du Raum für die Angst und kannst erkennen, was sie dir sagen will. Frage dich: Wovor genau habe ich Angst? Was möchte mir diese Angst zeigen? Oft zeigt uns die Angst, wo wir ansetzen können, um mutig neue Schritte zu gehen.

Wut als Ausdruck von Grenzen

Wut signalisiert uns oft, dass unsere Grenzen überschritten wurden. Anstatt sie zu unterdrücken oder unkontrolliert auszuleben, können wir sie als Indikator für unsere Bedürfnisse nutzen. Eine Methode, die ich gerne anwende, ist die Wutbewältigung durch Bewegung. Wenn du spürst, dass Wut in dir aufsteigt, nimm dir einen Moment, um sie durch Bewegung abzuleiten – geh spazieren, schlage in ein Kissen oder mach eine kurze Sporteinheit. Danach frage dich: Welche Grenze wurde hier verletzt? Was brauche ich, um diese Grenze zu schützen? Durch diese Reflexion wird Wut zu einer Ressource für Selbstbehauptung.

Trauer als Heilungsprozess

Trauer zeigt uns, dass wir etwas Bedeutendes verloren haben. Sie ist ein Ausdruck von Tiefe und Verbundenheit und erlaubt uns, uns zu verabschieden und Heilung zu finden. Eine Übung, die ich mit meinen Klient:innen praktiziere, ist das Schreiben von Abschiedsbriefen. Nimm dir Zeit, um einen Brief an das zu schreiben, was du verloren hast – sei es ein Mensch, eine Lebensphase oder ein Traum. Drücke darin all deine Gefühle aus. Dieser Prozess hilft dir, die Trauer zu durchleben und anzuerkennen, was dir wichtig ist. Es ermöglicht dir, langsam loszulassen und Raum für Neues zu schaffen.

Stress als Signal für Veränderung

Stress ist ein Hinweis darauf, dass etwas in unserem Leben aus dem Gleichgewicht geraten ist. Anstatt ihn einfach wegzuschieben, können wir ihn als Anstoß für Veränderung nutzen. Ich arbeite gerne mit der Stresserkundung. Wenn du Stress spürst, halte inne und frage dich: Was verursacht gerade meinen Stress? und Was kann ich verändern, um besser für mich zu sorgen? Manchmal sind es kleine Veränderungen, wie bewusste Pausen oder das Setzen von klaren Grenzen, die uns helfen, besser mit Stress umzugehen.

Überforderung als Hinweis auf Grenzen

Überforderung zeigt uns, dass wir uns zu viel aufgeladen haben oder uns in einer Situation befinden, die unsere aktuellen Ressourcen übersteigt. Statt weiterzumachen, als wäre nichts, kannst du die Überforderung als Hinweis auf deine Grenzen sehen. Eine Methode, die ich empfehle, ist die Ressourcenplanung. Schreibe auf, was dich überfordert, und frage dich: Was kann ich delegieren oder loslassen? Wo kann ich Unterstützung holen? Dies hilft dir, Klarheit zu gewinnen und Prioritäten zu setzen.

Schuld als Einladung zur Reflexion

Schuldgefühle entstehen oft, wenn wir das Gefühl haben, gegen unsere eigenen Werte oder Erwartungen verstoßen zu haben. Statt in der Schuld stecken zu bleiben, können wir sie als Einladung zur Reflexion und zur Korrektur sehen. Ich arbeite gerne mit der Selbstvergebungsübung. Frage dich: Warum fühle ich mich schuldig? Was hätte ich anders machen können? Und dann erlaube dir, dir selbst zu vergeben und daraus zu lernen. Schuld kann eine Ressource sein, die uns dazu bringt, bewusster zu handeln und uns selbst gegenüber milder zu sein.

Scham als Schutzmechanismus

Scham zeigt uns oft, wo wir uns verwundbar fühlen und Angst vor Ablehnung haben. Sie kann uns dazu bringen, uns klein zu machen und uns zu verstecken. Doch Scham kann auch ein Hinweis darauf sein, wo wir uns selbst nicht vollständig annehmen. In der Therapie arbeite ich mit der Scham-Enttabuisierung. Das bedeutet, dass wir uns erlauben, die Scham offen zu benennen und uns mit Mitgefühl zu begegnen. Frage dich: Wovor schäme ich mich? Was würde ich einem guten Freund in dieser Situation sagen? Durch diese liebevolle Annahme kann Scham ihren Schrecken verlieren und zu einem Schritt in Richtung Selbstakzeptanz werden.

Neid als Spiegel unserer Wünsche

Neid zeigt uns, was wir uns selbst wünschen, aber glauben, nicht haben zu können. Er kann uns frustrieren, aber auch als Wegweiser für unsere unerfüllten Bedürfnisse und Sehnsüchte dienen. Statt Neid zu verdrängen, kannst du ihn als Spiegel für deine Wünsche nutzen. Frage dich: Was genau beneide ich an der anderen Person? und Was sagt das über meine eigenen Wünsche und Ziele aus? Oft hilft uns diese Reflexion, Klarheit über das zu gewinnen, was wir in unserem eigenen Leben verwirklichen möchten.

Eifersucht als Wegweiser zu mehr Selbstvertrauen

Eifersucht ist ein häufiges Gefühl, das oft mit Scham behaftet ist, aber es kann dir viel über deine inneren Unsicherheiten verraten. Statt sie zu unterdrücken, lade ich dich ein, Eifersucht als Wegweiser zu nutzen. Frage dich: Was fehlt mir gerade, was ich bei anderen sehe? und Welche Unsicherheiten liegen dahinter? Arbeite bewusst an deinem Selbstwert, indem du deine eigenen Stärken anerkennst und kommuniziere offen in Beziehungen über deine Gefühle. Eifersucht kann so zum Anstoß werden, um mehr Selbstakzeptanz und innere Sicherheit zu gewinnen.


Bewusstheit als Schlüssel zur Transformation


Das bewusste Wahrnehmen und Annehmen dieser schwierigen Gefühle ist der erste Schritt, um sie als Ressourcen zu nutzen. Indem du deine Emotionen beobachtest, ohne sie zu bewerten oder zu unterdrücken, gewinnst du eine neue Perspektive. Du erkennst, dass sie wertvolle Informationen über deine Bedürfnisse, Grenzen und Werte enthalten. Diese Bewusstheit ermöglicht es dir, bewusster zu handeln und dich selbst besser zu verstehen.



Wie du diese Methoden in deinen Alltag integrieren kannst


Ich empfehle dir, dir regelmäßig Zeit für dich selbst zu nehmen, um in Kontakt mit deinen Gefühlen zu kommen. Eine effektive Methode, um deine Emotionen besser zu verstehen und zu benennen, ist die Nutzung des Gefühlsrads (hier verlinkt). Das Gefühlsrad ist ein wunderbares Tool, das dir dabei hilft, eine Vielzahl von Emotionen zu erkennen und zu benennen, auch solche, die vielleicht nicht auf den ersten Blick offensichtlich sind.


Du kannst kleine Rituale in deinen Alltag integrieren, um mit dem Gefühlsrad zu arbeiten. Hier sind einige Vorschläge:


Morgenmeditation: Beginne deinen Tag mit einer kurzen Meditation, in der du dich auf deinen Atem und deinen Körper konzentrierst. Danach wirf einen Blick auf das Gefühlsrad und frage dich, welche Emotionen gerade präsent sind. Benenne sie bewusst, ohne zu bewerten.


Gefühlstagebuch: Nimm dir jeden Tag ein paar Minuten Zeit, um deine Gefühle schriftlich festzuhalten. Nutze das Gefühlsrad als Hilfsmittel, um die Emotionen genauer zu benennen. Schreibe auf, wann und warum bestimmte Gefühle aufgetaucht sind, und was sie dir möglicherweise sagen wollen.


Abendliche Reflexionsrunde

Durch diese Routinen und die Arbeit mit dem Gefühlsrad wirst du zunehmend achtsamer mit deinen Emotionen umgehen können. Du erkennst, dass sie dir wichtige Botschaften senden und als Wegweiser dienen können, um bewusster und selbstbestimmter zu leben.



Fazit: Wachsen durch den bewussten Umgang mit Gefühlen


Schwierige Gefühle wie Angst, Wut, Trauer, Stress, Überforderung, Schuld, Scham und Neid sind keine Feinde, die wir bekämpfen müssen. Wenn wir lernen, ihnen bewusst zu begegnen und sie als Ressourcen zu nutzen, können sie uns zu innerem Wachstum und Selbstbewusstsein führen. In meiner therapeutischen Arbeit unterstütze ich dich dabei, diese Gefühle zu erkunden und sie als Werkzeuge für deine persönliche Entwicklung einzusetzen.


Wenn du dich gerade von diesen Emotionen überwältigt fühlst oder den Wunsch hast, sie besser zu verstehen und zu nutzen, stehe ich dir gerne zur Seite. Gemeinsam können wir herausfinden, wie du aus diesen Gefühlen Kraft schöpfen und sie als Antrieb für positive Veränderungen in deinem Leben nutzen kannst. Es ist möglich, selbst in herausfordernden Zeiten eine Quelle der Stärke in dir zu finden – und ich freue mich darauf, dich auf diesem Weg zu begleiten.




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